In Houten (Ausprache: Hauten) lässt sich gut verstehen, wie Superblocks bei flächendeckender Realisierung funktionieren können. Eine kleine Delegation von Changing Pankow war im Sommer 2023 vor Ort und hat auf den ersten Bick sehr viele Autos vorgefunden. Aber als wir hinter die Reihenhäuschen und Garagen schauten, erkannten wir das geniale Prinzip einer Superblocks-Stadt. Ein Bericht in Bildern:
(1) Eine Ringstraße umschließt die gesamte Stadt in Form einer großen Acht. Diese Straße hat, für Holland sehr untypisch, keinerlei Fahrradinfrastruktur.
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(2) Von der Ringstraße aus können Kfz die 48 Stadtteile einfahren und so jedes Haus erreichen. Dort stehen sie dann jedoch oft an der Rückseite der Grundstücke.
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(3) Die gleiche Häuserzeile von vorne sieht so aus. Dort verlaufen die eigentlichen „Hauptstraßen“ von Houten.
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(4) Diese Fahrradrouten durchqueren die ganze Stadt, ermöglichen die kürzesten Wege und werden fast nie von Autostraßen gekreuzt.
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(5) So gelangt man dann ins Stadtzentrum, wo auch der Bahnhof den Anschluss an die weite Welt bietet.
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(6) Ein bisschen Retortenstadt-Feeling haftet dem Zentrum an. Aber verglichen mit deutschen, autozentrierten Planstädten ist das Zentrum durch den dichten Fuß- und Radverkehr sehr lebendig.
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(7) Die Radstation am Bahnhof lässt natürlich mal wieder keine Fragen offen.
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(8) Die Stadtteile von Houten weisen unterschiedliche Grundstücksgrößen, Bebauungstypen und dementsprechend auch unterschiedliche Durchschnittseinkommen auf. Das fügt sich zu einem diversen Stadtbild zusammen. Nur in den Privatgärten mit akurat getrimmtem Fußballrasen findet leider kaum (Bio-)diversität statt.
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(9) Viele Bewohner:innen pendeln vermutlich in die 10 km entfernte Universitätsstadt Utrecht. Dafür gibt es ein erstklassig ausgebautes Netz an Radschnellwegen.
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(10) Dort kreuzt man auch die zehnspurig ausgebaute Autobahn von Rotterdam ins Ruhrgebiet. Die Niederlande betreiben letztlich zwei teure Infrastrukturen für Rad und Kfz parallel.
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(11) Wer Houten und die Niederlande verstehen will, braucht immer zwei unterschiedliche Kartenstile. Hier sieht man das Durchfahrtsstraßennetz von Houten — per Fahrrad, S-Pedelec, Senioren-Scooter oder zu Fuß.
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(12) Und hier das Erschließungsnetz für Kfz. Die Ringstraßen umschließen jeweils große Superblocks, die durch Grachten, Radwege und Grünzüge in Anliegerzonen unterteilt sind.
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(13) In diesem Kartenausschnitt sind die für Kfz befahrbaren Anliegerzonen farbig markiert. Gut erkennbar sind die Grünzüge mit Rad- und Fußwegen, die nicht nur die Anliegerzonen abteilen, sondern auch in einer Baumstruktur erschließen. So entstehen die direkten und sicheren Radrouten, die gleichzeitig dafür sorgen, dass der Kfz-Erschließungsverkehr jeweils zur umliegenden Hautverkehrsstraße zurückkehrt. Weil Houten von Beginn an so geplant wurde, werden nur an wenigen Stellen Poller als Modalfilter benötigt.