Auftaktveranstaltung und Onlinedialog zur Bürgerbeteiligung zeigten klar, was die Bewohner*innen wollen: sicher und unbedrängt durch Stargarder und Gleimstraße Fahrrad fahren. Wann kommen denn nun die Fahrradstraßen?
Die Verkehrsuntersuchung ist eigentlich abgeschlossen, ihre Ergebnisse wurden in der Auftaktveranstaltung präsentiert. Bestätigt wurden alltägliche Beobachtungen: in der Gleimstraße, und noch deutlicher in der Stargarder Straße ist bereits bei gegenwärtig widrigen Bedingungen für Radelnde jedes zweite Fahrzeug ein Fahrrad (40%/ 44% Anteil). Ebenso interessant ist die Ursache des PKW-Verkehrs: Drei Viertel der PKW befahren die Stargarder Straße nur im Durchgangsverkehr (z.B. um die zur rush hour verstopften Einfallsstraßen Schönhauser oder Prenzlauer Allee jeweils zu umfahren)
Diese Zahlen legen zumindest die Ausschilderung von Fahrradstraßen nahe, so dass der Radverkehr gestärkt wird. Also haben wir bald Fahrradstraßen-Schilder und alles wird gut?
Wer Berlin kennt, weiß, dass die Schilder ‚Fahrradstraße’ mit Zusatzschild ‚Anlieger frei’ niemanden davon abhalten würden, diese beiden Wohn- und Geschäftsstraßen weiterhin schnell als Abkürzung mit dem PKW zu nutzen. Erst wenn das Durchfahren durch gegenläufige Einbahnstraßen oder eine Diagonalsperre wirklich unattraktiv geworden ist, wäre der Durchgangsverkehr wirklich draußen.
Der ‚Lieferwagen-Slalom’ ist eine weitere Gefahrenquelle: Zahlreiche LKW, Kleintransporter und PKW parken zum Liefern oder für den ‚schnellen’ Einkauf in zweiter Reihe. KFZ und Radelnde schlängeln sich durch das Labyrinth, Zweite-Reihe-Parker verdecken die Sicht und Behindern das Passieren des Gegenverkehrs. Besonders unangenehm ist dieser Falschparker-Slalom für unsichere Radelnde (wenn sie zum Passieren der Lieferwagen in den Gegenverkehr ausweichen müssen). Auch die Fußgänger können kaum noch etwas sehen beim Überqueren der Straße.
Doch solche Maßnahmen erfordern mehr Aufwand als das Anschrauben von ein paar Verkehrsschildern. Diagonalsperren verhindern das Durchfahren, Lieferzonen kosten Parkplätze, bei solchen Maßnahmen fühlen sich Autofahrer*innen schnell ihrer Gewohnheitsrechte beraubt, so etwas empfinden sie generell als ungerecht.
Unpopuläre Maßnahmen wird das Bezirksamt nicht ergreifen, bleibt zu befürchten – denn sie bedeuten Mehraufwand für die Verwaltung, den sie nicht betreiben kann oder will.
Für die Gleimstraße ist noch nicht einmal Zugesagtes in Angriff genommen worden: „Das Bezirksamt wird als erste Schritte für die Gleimstraße die Entlassung aus dem übergeordneten Straßennetz beantragen.“ (Bericht des Bezirksamts vom VII-0819 vom 14.12.2016)
Ohne die Stimme von euch Anwohner*innen und Radelnden wird sich möglicherweise nicht viel ändern, denn Schilder allein werden das Radfahren auf Gleim- und Stargarder Straße nicht sicherer machen!
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